24.03.2007 Nürtinger Zeitung

- Die Nürtinger Zeitung berichtet über Jörgs Leidenschaft -
 

Adventure Racing

Mehrere Sportarten vereint Grenzerfahrungen der besonderen Art Karte und Kompass unerlässlich

Adventure Racing ist eine noch junge und in Deutschland weitgehend unbekannte Sportart. Der Beurener Jörg Schneider ist einer der wenigen, die das Fieber der Extremsportart gepackt hat und der diesen Sport mit großem Enthusiasmus betreibt.
 
SIMON PELTZER

Jörg Schneider ist ein kleiner Mann mit muskulöser Gestalt und einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Eine Ecke seiner Wohnung ist übersät mit Trekkingschuhen, Trinkschläuchen, Fahrradhelm, Energiegels, Blasenpflastern und etlichen weiteren Utensilien für diverse Sportarten. Es scheint, als plane der 38-Jährige einen Umzug oder einen längeren Urlaub. Doch dem ist nicht so. Denn Jörg Schneider betreibt Adventure Racing und immer, bevor er zu einem Wettkampf aufbricht, sieht es so bei ihm aus.

Adventure Racing kommt ursprünglich aus Neuseeland. In der abwechslungsreichen und dünn besiedelten Landschaft des Ozeanienstaates beschlossen ein paar sportverrückte Neuseeländer vor etwa 15 Jahren, sich eine in die Natur eingebettete Sportart zu erschaffen, die den Teilnehmern alles von körperlichen Höchstleistungen über psychische Grenzerfahrungen bis hin zu extremen emotionalen Belastungen abverlangt.

Die Verbreitung dieser neuen Extremsportart wurde vor allem durch eine amerikanische Fernsehserie, die das Adventure Racing zur Grundlage ihrer Sendung machte, vorangetrieben. Trotzdem ist der Bekanntheitsgrad bislang nur in Australien, Neuseeland und den USA entsprechend hoch, um eine regelmäßige Berichterstattung zu gewährleisten. In Europa können sich, bis auf wenige Ausnahmen, bisher lediglich Franzosen, Engländer und Spanier ein wenig für diesen Sport begeistern.


Drei Männer und eine Frau bilden ein Team

Auf die Frage, wie er die Sportart am besten beschreiben oder erklären würde, holt Schneider erst einmal tief Luft und grinst: Eine Erklärung zu finden ist nicht einfach, da viele Sportarten Teildisziplinen des Adventure Racing bilden. So sind stets Laufen und Mountainbiken wesentliche Bestandteile des Rennens. Je nach Jahreszeit oder Wettkampfgebiet kommen dann noch Inlineskating, Kajak, Ski-Langlauf, Schwimmen oder diverse Kletter- und Seilaktivitäten hinzu.

Den größten Unterschied zu allen anderen Sportarten, so Schneider, bildet der Umgang mit Karte und Kompass. Der Weg ist nicht vorgegeben und muss selbst gewählt werden. Lediglich verschiedene Checkpoints müssen angesteuert werden. Die Navigation sollte man nicht unterschätzen, das kann selbst dem besten Ausdauerspezialisten den Sieg kosten. Außerdem ist man immer im Team, in der Regel drei Männer und eine Frau, unterwegs und muss so auch ständig auf seine Kameraden achten.


Ein Rennen kann bis zu sechs Tagen dauern

Hierbei spielen gruppendynamische Prozesse wie der Aufbau des gegenseitigen Vertrauens, das Einschätzen der Stärken und Schwächen des Einzelnen sowie die ständige Unterstützung und Zusammenarbeit untereinander eine sehr große Rolle. Das geht sogar so weit, dass sich schon Psychologen für den Sport und vor allem für das Verhalten von Menschen in Stress- und Ausnahmesituationen interessieren. Jörg Schneider hilft bei der Bewältigung der extremen Belastungen sein Beruf als Business-Coach, in dem er in Unternehmen den Mitarbeitern die nötigen Fähigkeiten vermittelt, ihr Potenzial besser auszuschöpfen.


Sich bloß mal für 20 Minuten in einen Graben legen

Die Dauer eines solchen Rennens variiert zwischen sechs Stunden und sechs Tagen. Jedem Team ist es selbst überlassen, Pausen einzulegen. Es empfiehlt sich aber, wenigstens manchmal sogenannte Power Naps einzulegen, meint Jörg Schneider. Dies sind kurze Schlafpausen zwischen 15 und 30 Minuten, die dem Körper die Möglichkeit geben, wenigstens teilweise zu regenerieren. Sich einfach mal in einen Graben zu legen und 20 Minuten zu erholen, bewirkt vieles. Es fördert beispielsweise die Konzentration, die für die Navigation unerlässlich ist, ist er überzeugt.

Doch nur mit einer Mütze Schlaf von etwa 30 Minuten und einem gewissen Talent zum Kartenlesen lässt sich ein solches Rennen natürlich nicht bestreiten. Deshalb trainiert Schneider zwischen 15 und 20 Stunden pro Woche. Dieses Training besteht ebenfalls wie der Wettkampf selbst aus einer Mischung der verschiedenen Sportarten, die die Athleten während eines Wettkampfes beherrschen sollten. Der 38-Jährige gestaltet sich das Training möglichst abwechslungsreich und frei: Ab und zu habe ich einfach keine Lust zu laufen, dann nehme ich mir eben meine Inlineskates und ziehe los.


Die Ausrüstung muss nicht sündhaft teuer sein

Bei so vielen Sportarten und den zahlreichen Utensilien, die hierfür benötigt werden, drängt sich natürlich die Frage auf, ob dieser Sport finanziell nicht sehr kostspielig ist. Schneider verneint dies und meint, es sei eine Sportart für fast jeden: Das meiste haben die Leute ja sowieso schon und wenn sie diesen Sport nur aus reiner Freude ohne großen Ehrgeiz betreiben, brauchen sie auch nicht die teuersten Geräte, einfache Modelle tun es da auch.

Er selbst bekommt den weitaus größten Teil seiner Ausrüstung von Sponsoren gestellt. Dies reicht von sündhaft teuren Mountainbikes über nicht weniger kostspielige Stirnlampen bis hin zu günstigeren Dingen wie Energiegels. Doch auch Schneider schaut aufs Geld: Ich sehe keinen Grund, über 1000 Euro für einen Startplatz zu bezahlen, wenn es etwas Vergleichbares auch ein paar Wochen später für viel weniger gibt.


Startgebühren zwischen 60 und 500 Euro

Die Startkosten pro Person betragen in der Regel zwischen 60 und 500 Euro. Der Preis orientiert sich meist an der Länge des Rennens und ob das Rennen zur Adventure Racing World Series zählt, welche eine Art Weltcup darstellt, aber von keinem Verband organisiert wird. Über diese Rennen ist es möglich, sich für den absoluten Saisonhöhepunkt, die Weltmeisterschaft, zu qualifizieren. Unterhalb der Adventure Racing World Series gibt es noch einige kleinere Rennen, bei denen auch viele Teilnehmer erste Wettkampfluft schnuppern wollen. Die Teams bei diesen Rennen wollen einfach mal schauen, wie das so abläuft und ihre eigenen Grenzen kennen lernen, sie nehmen den Wettkampf allerdings nicht so ernst, erzählt Schneider, der selbst mit seinen Teams meist zur Spitze des Teilnehmerfeldes gehört.

Er bezeichnet sich selbst als semi-professionell, da er diese Sportart nicht hauptberuflich, sondern lediglich sehr intensiv als Hobby betreibt. Es gibt auch nur wenige, die sich als Profis damit ihren Lebensunterhalt verdienen können. Zu denen merkt man aber noch einen gewaltigen Unterschied, bedauert Schneider und fügt bewundernd hinzu: Die sind einfach eine Klasse für sich.


Athleten und Ausrüstung unter der Lupe

Die Profis erkennt man bei Rennen sofort. Spätestens beim sogenannten Skill test, bei dem sich die Organisatoren ein Bild von den Fähigkeiten der Teilnehmer machen, ob sie auch wirklich die Grundtechniken der verschiedenen Sportarten beherrschen. Bei diesem Test muss man sich beispielsweise von einem Balkon abseilen oder ein paar Meter mit dem Kajak paddeln, erzählt Schneider, der von diesem Test mit einem Schmunzeln berichtet: Es ist ein lockeres Aufwärmen.

Ebenso ein Pflichtprogramm ist der Equipment check, bei dem die Ausrüstung kontrolliert wird. Jeder Teilnehmer muss für alle Sportarten gerüstet sein. Das Race briefing bildet den Abschluss der Vorbereitungen. Hierbei werden die Landkarten verteilt, die den Teams zur Orientierung dienen, da die Rennen jedes Mal in neuen und für die Wettkämpfer unbekannten Gebieten stattfinden. Beim Race briefing stürzen sich immer alle Teams auf die Karten, jeder will als Erstes hineinschauen. Danach beginnt dann das eigentliche Rennen.

Einen normalen oder üblichen Rennablauf gibt es nicht. Jedes Rennen ist anders. Außer das Glücksgefühl am Ende, es geschafft zu haben, das ist immer da, erzählt der 38-jährige Extremsportler mit strahlenden Augen. Ob er sich trotzdem an ganz besondere Rennsituationen erinnert? Klar! Da gibt es einige, die ich niemals vergessen werde. Darunter sein wird auf jeden Fall das Rennerlebnis, als er sich mit seinem Teamkollegen beim Mountainbiken an die beiden Weltmeister gehängt hat, in der Hoffnung, von den beiden weit nach vorne gezogen zu werden. Doch wie es das Schicksal so will, machten die ansonsten souveränen Champions ungewohnte Fehler und Schneider hätte sich lieber auf sich selbst verlassen. Daraus lernt man, dass auch die Besten nie fehlerlos bleiben werden, ist er sich sicher.


Kein Sport ist so vielseitig und abwechslungsreich

Wieso Jörg Schneider ausgerechnet auf Adventure Racing gekommen ist, beantwortet er spontan: Die Vielseitigkeit und Abwechslung ist hier so groß wie in keiner anderen Sportart. Allein die Landschaft mache schon viel aus. Mal in Neuseeland, Schottland, Polen, das ist einfach abwechslungsreicher.

Früher spielte er bis zur A-Jugend Fußball und betrieb Triathlon. Doch schon bald war ihm das zu eintönig und nachdem er eine Dokumentation im Fernsehen über Adventure Racing gesehen hatte, war er von diesem Virus infiziert. Auch wenn anfangs Schwierigkeiten, wie fehlende Kontakte oder Teampartner, die Normalität bedeuteten, so ließ er doch nicht locker und biss sich durch. Mittlerweile ist er Organisator, Manager und festes Mitglied eines Teams, das meistens in derselben Besetzung die Rennen bestreitet.

Die Faszination des Adventure Racing macht bei Schneider jedoch nicht nur die Vielseitigkeit oder Abwechslung aus, sondern für ihn stellt dieser Sport die ultimative Metapher fürs Leben dar: Wie im Leben hat jeder Teilnehmer im Rennen Höhen und Tiefen. Außerdem ist der Teamgeist das Wichtigste. Diese Sportart, philosophiert Schneider weiter, ist immer auf das reale Leben anwendbar und man lernt sehr, sehr viel dabei. Sagt es und lächelt.


Keine Abenteuerromantik, sondern knallharter Wettkampf in wilder Natur: Die exotische Sportart Adventure Racing vereint verschiedene Sportarten. Eine Spielwiese für Extremsportler.

Ein Teil der Wettkampfausrüstung Jörg Schneiders. Foto: pel

Liebt die Herausforderung des Adventure Racing: Jörg Schneider aus Beuren.
Foto: pel
 

Quelle: Nürtinger Zeitung vom 24.3.2007

Jörgs Homepage

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